Artikel aus Jülicher Nachrichten und Jülicher Zeitung vom 12. April 2005
Bei „Hashimoto” ist Jod tabu
Schildrüsen-Krankheit ist wenig bekannt. Betroffene kämpft gegen Jodierung.
EDEREN. Müdigkeit und Abgeschlagenheit,
Schwindel, Schweißausbrüche und Gelenkschmerzen sind nur einige der
Symptome, die bei der Schilddrüsenerkrankung Hashinioto Thyreoiditis auftreten
können.
1912 von dern japanischen Arzt Dr. Hakaru Hashinioto entdeckt, ist sie auch
heute noch in Ärztekreisen relativ unbekannt. Dabei nimmt die Zahl der
Erkrankungen stetig zu. Betroffen sind in der Mehrzahl Frauen. Meist sind hormoneIle
Umstellungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder der Eintritt in die Wechseljahre
Auslöser der Krankheit.
Kranke sensibilisieren
Eine weitere Ursache für den Anstieg der
Erkrankungen sehen einige Experten auch in der in Deutschland amtlich verordneten
Zusatz von Jod in Tierfutter. Eine der Erkrankten ist Leni Reuters aus Ederen,
die damit zusammenhängend auch an einer starken Jodallergie leidet und
seither gegen die Jodierung von Viehfutter kämpft (wir berichteten).
Ihr ist auch daran gelegen, die Krankheit ins Licht der Öffentlichkeit
zu rücken. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie schwer es ist,die
Krankheit zu diagnostizieren. Jahre hat sie sich mit schweren Symptomen herumgequält,
doch seit sie die Ursache kennt und soweit wie möglich Jod meidet, hat
sich ihr Zustand stark gebessert.
Allerdings ist dies ein ständiger Kampf, denn durch die Jodierung des Futters
sind Fleisch, Wurstwaren, Milchprodukte, Eier, ja teilweise sogar Obst und Gemüse
aus deutschen Landen für sie tabu. Durch die Tatsache, das Hashimoto bei
den Ärzten nur wenig bekannt ist, hat sie sich selbst schlau machen müssen.
Mittlerweile weiß sie eine Menge über diese Krankheit und wie man
ihr begegnen muss. Sie besitzt umfangreiche Literatur zu diesem Thema und hat
viel Wissenswertes im Internet gefunden.
Daher weiß Leni Reuters auch, dass „Hashimoto” eine zumeist chronische
Entzündung der Schilddrüse ist, die sich nach und nach selbst zerstört
und damit auch die Hormonproduktion einstellt. Zunächst macht sich
die Krankheit durch eine Unterfunktion bemerkbar. Blut- sowie Ultraschalluntersuchungen
der Schilddrüse können Aufschluss darüber geben, ob Hashimoto
Thyreoditis vorliegt. Dann wird den Patienten immer wieder geraten, sich einenguten
Endokrinologen zu suchen. Doch dabei wird es dann schon schwierig, denn in Deutschland
gibt es lediglich 96 niedergelassene Ärzte, die Hormonsteuerungen zu ihrem
Fachgebiet gemacht haben. Leni Reuters wird deshalb auch im Mai nach München
fahren, um dort Armin Heufelder zu konsultieren.
„Leben mit Hashimoto”
Sein Buch „Leben mit Hashimoto” hat Leni Reuters
bereits wesentliche Hilfen im Umgang mit ihrer Krankheit geliefert. Sie will
sein Buch demnächst auch einigen Ärzten an die Hand geben,
damit auch sie die Krankheit besser verstehen lernen. Bis dahin ist ihr wichtigstes
Gebot: „Jod vermeiden”, denn eine Schilddrüse, die nicht mehr arbeitet
und keine Hormone mehr produziert oder nicht mehr vorhanden ist, braucht auch
kein Jod. Den Kampf gegen die Jodierung von Lebensmitteln will sie deshalb auch
fortsetzen.
So will Leni Reuters demnächst den beiden auf Bundes- und Landesebene zuständigen
Ministerinnen Renate Künast und Bärbel Höhn zwei T-Shirts zukommen
lassen mit dem Aufdruck „Amtlich Jodkrank verordnet”.
(Kr.)
Ob Renate Künast und Bärbel Höhn wohl Leni Reuters' Beispiel folgen und auch die T-Shirts tragen werden, um auf die Jodierung von Lebensmitteln aufmeksam zu machen? Foto: Krol