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Antwort auf den Leserbrief von Dr. Hubertus Hautzel 

 

Von:         "Leni" <leni@hl-reuters.de>
An:           <lokales-juelich@zeitungsverlag-aachen.de>
Cc:           <nuk@uni-duesseldorf.de>
Gesendet: Donnerstag, 28. April 2005 16:07
Betreff:      Leserbrief "Kein Anlass für Jodhysterie" vom 21.4.2005

Sehr geehrte Damen und Herren,


Da ich im Leserbrief „Kein Anlass für Jodhysterie“ von Dr. H. Hautzel (stellvertretender Direktor der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Düsseldorf im Forschungszentrum Jülich) direkt angesprochen wurde, sei mir die folgende Stellungnahme erlaubt.

 

Die unterschwellige Unterstellung, dass der Artikel „Bei Hashimoto ist Jod tabu“ ein Anlass für eine Jodhysterie darstellen würde, ist der Problematik nicht angemessen. Es steht außer Zweifel, dass Jod für eine gesunde Schilddrüse notwendig ist. Anderseits ist die zusätzliche Auf nahme von Jod bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse zu vermeiden. Hierzu versucht der Artikel aufzuklären. Auf einige Aussagen im Leserbrief möchte ich im Folgenden detaillierter eingehen.


1) Im Leserbrief wird dargelegt, dass die Diagnosestellung von Hashimoto Thyreoiditis sehr einfach möglich ist, diese Schilddrüsenentzündung weitgehend symptomlos verläuft, in den meisten Fällen die Hashimoto durch den Hausarzt diagnostiziert wird und vergleichsweise einfach zu behandeln ist. Ein Übersehen der Hashimoto-Erkrankung sei auszuschließen. Eine schlechte medizinische Versorgung würde in keiner Weise bestehen. Von vielen Betroffenen werden diese Behauptungen leider nicht bestätigt. Durch einen Besuch in den Diskussionsforen http://www.ht-mb.de/forum/ oder http://www.schilddruesenforum.de/ kann sich jeder leicht ein eigenes Urteil bilden. Dass die Hashimoto „weitgehend“ symptomlos verläuft, ist für eine „Minderheit“ von 20% der Betroffenen (das sind immerhin über 1,5 Mio. Bundesbürger, davon 90% Frauen) wenig tröstlich. Dass im Jülicher Land eine schlechte medizinische Versorgung in keiner Weise bestehen würde, ist umso erfreulicher, da im Allgemeinen „eine qualifizierte Versorgung von Patienten mit Hormonstörungen für eine breite Bevölkerung nicht mehr sichergestellt ist“ (Hotze u. Schumm-Draeger, Schilddrüsen-Krankheiten, 2003, ISBN 3-88040-002-4). In „Leben mit Hashimoto“ (Brakebusch u. Heufelder, 2004, ISBN 3-88603-837-8) wird bemängelt, „dass manche Ärzte die Krankheit oft nur unzureichend oder gar nicht kennen“.


2) Ein direkter Zusammenhang zwischen Auftreten einer Hashimoto und der Jodversorgung wird im Widerspruch zur Aussage im Leserbrief von Schilddrüsenexperten sehr wohl als gegeben erachtet (siehe Prof. Derwahl, Wiesbadenener Schilddrüsen-Symposium 2004, Seite 52). Dort wird dargelegt, dass die Hashimoto in Gebieten mit geringer Jodversorgung „selten“ und Gebieten mit hoher Jodversorgung jedoch „häufig“ auftritt.

 

3) Die Aussage im Leserbrief, dass Jod bei Mensch und Tier nur in der Schilddrüse angelagert wird, ist falsch. So enthielt z.B. 1 kg Brustfleisch von Geflügel nach einer Jodzufuhr von 10 mg pro kg Futter die zehnfache Menge an Jod (siehe: The EFSA Journal (2005) 168, 1-42).


5) Im Leserbrief wird behauptet, dass nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland noch immer eine Unterversorgung mit Jod besteht. Tatsächlich hat die WHO die Jodversorgung in Deutschland als „optimal“ bezeichnet (siehe: Iodine status worldwide, WHO 2004, ISBN 92 4 159200 1, Seite 11). Trotzdem hätte laut Leserbrief bei einem Drittel von 100.000 untersuchten Bundesbürgern eine knotige und vergrößerte Schilddrüse durch ausreichende Jodersorgung vermieden werden können. Trotz einer heute „optimalen“ Jodversorgung nimmt also ein Drittel der Bevölkerung zu wenig Jod auf. Anderseits leiden mittlerweile über 8 Mio. Menschen an Krankheiten, die durch Jod ausgelöst werden können. Es stellt sich die Frage, ob die nach dem Gießkannenprinzip praktizierte Jodmedikation über die Lebensmittel der richtige Weg ist, den Jodmangel zu beseitigen. Ist eine individuelle Behandlung durch einen Arzt nicht eher angebracht? So könnten gezielt Jodmangelerscheinungen behandelt und übermäßige Jodeinnahmen (insbesondere für Risikogruppen) leicht vermieden werden.


Mit freundlichen Grüßen
Leni Reuters
Kapellenstraße 15
52441 Linnich-Ederen